Sonstiges
Login
Neuste Beiträge
- Erdweibleinshöhle
- Meerweiblein
- Erdweiblein
- Seefrauen
- Feenweg
- Weiße Jungfrau
- Niesen im Wasser
- Alp
- Seemännlein
- Bergmännlein im Gutachthal
- Erdleute
- Die Nebelnixe
- Die Fee mit der goldenen Wiege
- Vom Pück
- Das Petermännchen zu Schwerin (Bartsch)
- Die beiden Mädchen bei dem Zwerge
- Das Petermännchen zu Schwerin
- Seejungfern
- Die weiße Jungfrau zu Hameln
- Der Nickert
Startseite
Ergebnisse 81 - 90 von 569
Maerchen/Irland
In Tipperary liegt ein Berg so seltsam gestaltet, wie einer auf der Welt. Seine Spitze besteht aus einer kegelförmigen Kuppe, auf der ein kleines Haus zur Erlustigung in den Sommertagen aufgebaut war, das jetzt auch verödet seyn mag.
Bevor man aber jenes Haus baute oder einen Acker besäte, war dort ein geräumiger Weideplatz eingehegt, wo ein Hirte Tag und Nacht seine Heerde hütete. Grund und Boden gehörte von Alters her den Elfen und die verdroß es, daß der Rasen, auf dem sie sonst behend und lustig umher gesprungen waren, von den schweren Klauen der Ochsen und Kühe zertreten wurde. Das Gebrüll der Heerde klang ihren Ohren unerträglich und die Königin des Volkes entschloß sich endlich selbst, die Ankömmlinge wieder zu vertreiben. Als die Erntenächte kamen, der Mond über den Berg sein Licht ausgoß, das Vieh still und gesättigt auf dem Boden lag und der Hirte, in seinen Mantel eingewickelt, hin und her sinnend sich der Gesellschaft der Sterne erfreute, die über ihm flimmerten, da zeigte sie sich in verschiedenen, aber immer häßlichen und furchtbaren Gestalten vor ihm tanzend. Einmal erschien sie als ein mächtiges Roß mit Adlerflügeln und einem Drachenschweif, laut zischend und Feuer ausathmend. Plötzlich verwandelte sie sich in ein kleines Männchen, lahm an einem Bein, mit einem Ochsenkopf und von einer lodernden Flamme umkreist. Dann war sie ein großer Affe mit Entenfüßen und schlug ein Rad dazu, wie ein welscher Hahn. Aber ich könnte tagelang erzählen, wenn ich sagen sollte, was für Gestalten sie noch annahm. Sie brüllte, oder wieherte, oder blöckte, oder heulte, oder krächzte, wie bisher noch niemand auf der Welt hatte brüllen, wiehern, blöcken, heulen oder krächzen hören. Der arme Hirte bedeckte sein Gesicht, aber was half ihm das! Sie hauchte ihn nur einmal an und das Stück Mantel, das er mit aller Kraft vor die Augen drückte, war weggeblasen; nun stand er da, ohne sich zu rühren; nicht einmal seine Augen konnte er zuschließen: von unbekannter Macht gefesselt, mußte er diese schrecklichen Gesichte anstarren, bis sich sein Haar aufrecht erhob und die Zähne im Munde klapperten. Das Vieh aber riß wüthend aus, als wäre es von Bremsen gestochen und der Spuk dauerte, bis die Sonne über den Hügel schien.
Die armen Thiere magerten aus Mangel an Ruhe ganz ab, auch wollte das Futter bei ihnen nicht anschlagen; dazu kam ein Unfall auf den andern. Keine Nacht vergieng, daß nicht einige Stücke in einen Sumpf fielen, lahm wurden und gar umkamen; oder sie geriethen in den Fluß und ertranken. Kurz die Unfälle nahmen kein Ende und was die Sache noch schlimmer machte, es war kein Hirte mehr zu finden, der Nachts bei dem Vieh bleiben wollte. Eine einzige Erscheinung des Geistes reichte hin, auch dem unverzagtesten die Besinnung zu rauben. Der Eigenthümer des Weideplatzes wußte nicht, was er anfangen sollte. Er bot doppelten, dreifachen, ja vierfachen Sold, aber kein Geld konnte jemand bewegen, dem Grausen sich auszusetzen, das der Anblick des Geistes erregte. Sie selbst freute sich über den glücklichen Erfolg ihres Unternehmens und ließ mit ihren Quälereien nicht nach. Da die Heerde immer kleiner wurde und kein Mensch mehr wagte, in dem Bereich der Geister zu verweilen, so kam das stille Volk in großer Anzahl zurück. Jetzt sprangen sie wieder so lustig, wie sonst umher, berauschten sich an den Thautropfen der Eicheln und feierten ihre Feste unter den geräumigen Schirmen der Pilze.
Der arme, verwirrte Landmann wußte um sein Leben keinen Rath. Sein Vermögen nahm von Tag zu Tag ab, seine Leute waren in Furcht gejagt und der Termin, wo er die Pacht bezahlen sollte, rückte herbei. Was Wunder, daß er ganz trübselig aussah und sorgenvoll auf der Landstraße dahin wandelte. Nun lebte in der Gegend ein Mann, Namens Lorenz Hulahan, der blies die Pfeife besser als irgend einer in funfzehen Kirchsprengeln. Ein toller Rauschenblatt war Lorenz, aber sich fürchten das hatte er noch nicht gelernt. Reichte ihm jemand eine gute Herzstärkung, so nahm er es mit dem Teufel selber auf. Er hätte sich einem wüthenden Ochsen entgegengestellt und allein gegen einen ganzen Jahrmarkt geschlagen. Diesem Lorenz begegnete der Pachter einmal auf seinen sorgvollen Gängen, und auf die Frage, was denn die Ursache seines Kummers sey, erzählte er ihm sein Misgeschick.
»Wenns weiter nichts ist«, rief Lorenz, »so gebt euerm Herzeleid den Abschied! Wären noch mehr Elfen auf dem Berg, als Kartoffelblüten in Eliogurty, sie sollten mich nicht in Furcht jagen. Ich müßte ja ein rechter Bärenhäuter seyn, ich, der ich keinen Menschen mit Fleisch und Bein fürchte, wollte ich vor einem solchen Balg von Gespenst nur daumensbreit zurückweichen.«
»Rede nicht so frech, Lorenz«, erwiderte der andere, »du weißt nicht, wers mit anhört, doch wenn du deine Worte wahr machst und meine Heerde eine Woche auf dem Rücken des Bergs hütest, so soll deine Hand in meine Schüssel tauchen, so lange bis die Sonne zu einem dünnen Lichtchen herabgebrannt ist.«
Der Handel ward abgeschlossen und als der Mond hinter dem Felsen hervorkam, stieg Lorenz auf den Berg. Der Pachter hatte ihm erst vorgestellt, was das Haus vermochte, auch mit einem frischen Trunk sein Herz gestärkt. Lorenz nahm oben seinen Sitz auf einem großen Stein unter einer Höhle, den Rücken gegen den Wind und holte seine Pfeifen hervor. Er hatte noch nicht lange darauf geblasen, als sich die Stimme der Elfen hören ließ, tönend wie ein leiser Strom von Musik. Nun aber brachen sie in lautes Gelächter aus und Lorenz konnte deutlich einen sagen hören: »Was, wieder ein Mensch in dem Elfenkreiß! geh hin, Königin, und laß ihn seine Verwegenheit fühlen!«
Sie flogen fort und Lorenz fühlte, wie sie gleich einem Mückenschwarm vorbeizogen; als er aufblickte, sah er zwischen sich und dem Mond eine große, schwarze Katze, die auf den Spitzen ihrer Pfoten stand, einen krummen Buckel machte und miaute, daß es klang, wie das Geräusch einer Wassermühle. Dann schwoll sie auf bis zu den Wolken und auf ihrem linken Hinterbein sich herumdrehend wirbelte sie so lange, bis sie auf den Boden fiel, von welchem sie in der Gestalt eines Lachses aufsprang, der eine weiße Binde um den Hals hatte und ein paar Stulp-Stiefel an. »Nur zu, mein Schatz«, sagte Lorenz, »willst du tanzen, so will ich pfeifen!« und setzte an. So verwandelte sie sich bald in dieses bald in jenes Ungeheuer, aber Lorenz blies immer zu, ohne sich irre machen zu lassen. Zuletzt verlor sie die Geduld, wie Frauen pflegen, auf deren Schelten man nicht achtet, und verwandelte sich in ein Kälbchen, so weiß wie Milch und mit Augen so sanft, wie die meiner Liebsten. Sie kam spielend und schmeichelnd herbei und dachte ihn in der Güte von seinem Geschäft abzubringen und ihm dann einen Streich zu spielen; aber Lorenz war nicht zu überlisten und als sie herankam, setzte er seine Pfeifen ab und sprang auf ihren Rücken.
Wenn du von dem Gipfel des Elfenberges westwärts nach dem Weltmeer schaust, so erblickst du den königlichen Fluß Shannon, wie er, gleich einer See sich ausbreitend, in stolzem Lauf durch die Stadt Limerick fließt, um sich endlich mit dem Ocean zu vermischen. Der Mond schien hell und glänzend über das ferne Gebirg. Funfzig Boote schwammen hin und her auf dem lieblichen Strom und der Gesang der Fischer stieg fröhlich von den Ufern in die Höhe.
Lorenz saß, wie ich schon erzählt habe, auf dem Rücken des weißen Kalbs und die Elfin wollte ihren Vortheil nutzen. Von der Spitze des Bergs sprang sie in einem Satz über den Fluß Shannon hinweg, durchflog in einer Secunde drei volle Stunden und sich auf einem entlegnen Damm niederlassend, schlug sie aus und warf den Lorenz auf den weichen Rasen. Aber wie er da lag, sah er ihr gerade in das Gesicht, strich sich über die Haare und rief: »wahrhaftig gut gemacht! das war kein schlechter Sprung für ein Kalb!«
Sie betrachtete ihn einen Augenblick, dann nahm sie ihre wahre Gestalt wieder an und sprach: »Lorenz, du bist ein tüchtiger Bursche, willst du den Weg auch wieder zurück machen?« »Freilich«, antwortete er, »wenn Ihr es zufrieden seyd.« Sie verwandelte sich wieder, Lorenz setzte sich auf den Rücken des weißen Kalbs und mit einem zweiten Sprunge waren sie auf der Bergspitze zurück.
Da sprach die Elfin in ihrer natürlichen Gestalt: »du hast dich so unerschrocken gezeigt, Lorenz, daß, so lange du die Heerden hier auf diesem Berg hütest, du weder von mir noch einem der meinigen sollst gestört werden. Der Tag dämmert, geh hinab zu deinem Herrn und sage ihm das; und wenn du noch sonst einen Wunsch hast, will ich ihn erfüllen.« Darauf verschwand sie.
Die Elfin hielt Wort. So lange Lorenz lebte, zeigte sie sich nicht auf dem Berg. Aber er ward ihr auch nicht durch Bitten lästig. Er blies seine Pfeifen, trank auf seines Herrn Kosten, ruhte sich hinter dem Ofen aus und sah dann und wann nach der Heerde. Er starb endlich und ward in einem grünen Thal der schönen Landschaft Tipperary begraben. Ob das stille Volk nach seinem Tode wieder auf den Berg gezogen ist, kann ich nicht sagen.
Quelle:
Croker, Thomas Crofton: Irische Elfenmärchen. Frankfurt am Main: Insel Verlag, 1966, S. 16-21.
Quelle: http://www.zeno.org - Zenodot Verlagsgesellschaft mbH
Donnerstag, 02. Oktober 2008 | 4534 Zugriffe
|
Sagen/Luxemburg
In dem Zinziger Wald, der an dem linken Ufer der Untersauer zwischen den Dörfern Born und Wintersdorf liegt und in dem einst ein altes Schloß gestanden haben soll, wandelt zuweilen um Mitternacht eine große, hehre Jungfrau in blendendweißen Gewändern umher. Man nennt sie das Zinziger Bräutchen.
Pfarrer J. Prott
Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 267.
Quelle: http://www.zeno.org - Zenodot Verlagsgesellschaft mbH
Freitag, 20. Februar 2009 | 4368 Zugriffe
|
Lexikon/Allgemein
Auch bezeichnet als Dengelgeist oder Berggeist. In der allemanischen Sage ein Spukgeist, der abends und nachts sein Dengeln ertönen lässt. Sein Klopfen soll einen Todesfall oder ein großes Sterben ankündigen. In Tirol gilt das Dengelmännle als umhergehender Sonntagsfrevler. Das Dengelmännle kommt hauptsächlich in bergigen Regionen vor wie z. B. den Alpen oder auf dem Feldberg.
© Cyberelfe
Literatur: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Hg. v. H. Bächthold-Stäubli. Bd. 2 Bln. 1929-30. S. 186
Montag, 29. September 2008 | 4913 Zugriffe
|
Sagen/Niederlande
Der arme Nix
Mündlich
Bei Gent hat sich oftmals auf dem Wasser der Schelde ein alt Männchen sehen lassen, war ein Necker (Nix), hat immer geseufzt und geklagt. Zwei Kinder, die am Ufer einmal spielten, sahen ihn auf sich zukommen und sind weggelaufen, worob der Necker jämmerlich geweint hat. Er that keinem Menschen etwas zu Leide. Wenn man ihn fragte, was ihm fehlte, dann holte er einen tiefen Seufzer und verschwand.
Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 321
Freitag, 10. Oktober 2008 | 4280 Zugriffe
|
Sagen/Deutschland
Mündlich aus Gutenberg.
Ein Bauer hatte einen Kobold zu seinem Dienste gezwungen, daß er ihm täglich Speisen, Geld und was er sonst bedurfte zutrug. Wenn er mit einer Bürde in die Thür trat, rief der Bauer ihm jedesmal zu »Lad ab und hol mehr;« und wenn auch oft dem Kobold vor Anstrengung der helle Schweiß übers Gesicht lief, so mußte er sich doch gleich wieder aufmachen und weiter ziehen. Eines Tages aber brachte er einen großen Sack voll Dukaten: da rief der Bauer erfreut »Lad ab und rast aus. Das ist genug für heut und morgen.« »So ist es auch für immer genug« sprach der Kobold und lachte: »nun gnade dir Gott, daß du mich rasten geheißen hast; nun bleib ich hier, bis ein Priester, der von aller Sünde frei ist, mich hinweg bannt. Wir wollen uns in die Stube theilen: du bleibst wo du bist, und ich setze mich hier her, und der Balken, der quer über die Decke geht, scheidet unser Reich. Und wenn du auf meine Seite kommst, oder wenn du zur Thür hinaus schlüpfen willst, dreh ich dir den Hals um.«
Da ward dem Bauer sehr angst, und er rief um Hilfe, daß seine Nachbarsleute zusammen kamen; doch als sie den Kobold in seinem langen grünen Kleide und mit seinen funkelnden Augen in der Stube sitzen sahen, fürchteten sie sich und blieben draußen. Und der Bauer erzählte ihnen sein Unglück und bat sie ihm einen Priester zu senden, der den Kobold bannen sollte. Der Kobold aber lachte und sprach »Schickt so viel ihr wollt; die sollen mir nichts anhaben. Es leben nur zwei jetzt in der Welt, die mich bannen können, und die wohnen weit von hier, der eine im Morgen und der andre im Abend« – Und es kamen mehrere Jahre hindurch viele hundert Priester, doch keiner konnte den Kobold vertreiben. Sobald einer auf die Thürschwelle trat und seine Bannformeln zu sprechen anfangen wollte, rechnete ihm der Kobold lachend seine Sünden vor, und der Priester wurde roth und mußte umkehren. Einmal jedoch war der Bauer schon seiner Erlösung nah. Da kam ein Priester, zu dem sagte der Kobold »Du hättest fast Gewalt über mich: du hast nur die eine Sünde in deinem Leben begangen, daß du als Knabe deiner Mutter zwei Eier unter der Henne weg genommen hast; doch darum kannst auch du mich nicht bannen.«
Und so sitzt der Bauer noch heut mit dem Kobold in der Stube, und obgleich er nichts ißt und trinkt, kann er doch nicht sterben, sondern muß sitzen bis einer von den beiden kommt, die über den Geist Macht haben.
Quelle:
Emil Sommer: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen 1. Halle 1846, S. 28-30.
Quelle: http://www.zeno.org
Montag, 23. Februar 2009 | 5031 Zugriffe
|
Maerchen/Griechenland
Es war einmal ein Bauer, der konnte mit dem Schichten seiner Garben neben der Dreschtenne nicht zurecht kommen, denn so oft er auch dachte, daß er sie recht fest aufeinander geschichtet habe, fand er sie bald darauf wieder zusammengefallen. Da fragte er bei seinen Nachbarn nach, wer es wohl sein möchte, der ihm seine Garben umwürfe, und einer davon sagte ihm, daß dies die Elfen wären, und daß er, um sie zu fangen, die Garben im Kreise auf die Tenne legen und sich in die Mitte setzen solle; wenn dann die Elfen kämen und zu tanzen anfingen, so solle er der Vortänzerin das Tuch wegnehmen, das sie in der Hand schwinge.
Der Bauer tat, wie ihm sein Nachbar geraten hatte, und als die Elfen kamen und zu tanzen anfingen, sprang er auf und riß der Vortänzerin das Tuch aus der Hand. Da liefen die andern weg.
Die Elfin aber, der das Tuch gehörte, verlangte dies von ihm, und er gab es ihr unter der Bedingung, daß sie seine Frau würde. Die Elfin willigte ein, heiratete ihn und gebar ihm ein Kind.
Darauf kamen die andern Elfen und sagten zu ihr: »Komm wieder zu uns.« Sie aber antwortete: »Ich kann nicht, denn ich habe einen Mann und ein Kind.« »So nimm sie doch mit dir,« erwiderten jene. Darauf nahm die Elfin ihren Mann und ihr Kind und ging mit ihnen zu den Elfen.
Quelle:
Hahn, J[ohann] G[eorg] v[on]: Griechische und Albanesische Märchen 1-2. München/Berlin: Georg Müller, 1918, S. 92-93.
Quelle: http://www.zeno.org - Zenodot Verlagsgesellschaft mbH
Samstag, 14. Februar 2009 | 4339 Zugriffe
|
Sagen/Deutschland
Deutsche Sagen Nr. 2
Der Berggeist, Meister Hämmerling, gemeiniglich Bergmönch genannt, zeigt sich zuweilen in der Tiefe, gewöhnlich als Riese in einer schwarzen Mönchskutte. In einem Bergwerk der Graubündner Alpen erschien er oft und war besonders am Freitage geschäftig, das ausgegrabene Erz aus einem Eimer in den andern zu schütten; der Eigentümer des Bergwerks durfte sich das nicht verdrießen lassen, wurde aber auch niemals von ihm beleidigt. Dagegen als einmal ein Arbeiter, zornig über dies vergebliche Hantieren, den Geist schalt und verfluchte, faßte ihn dieser mit so großer Gewalt, daß er zwar nicht starb, aber das Antlitz sich ihm umkehrte. Im Annaberg, in der Höhle, welche der Rosenkranz heißt, hat er zwölf Bergleute während der Arbeit angehaucht, wovon sie tot liegengeblieben sind, und die Grube ist, obgleich silberreich, nicht ferner angebaut worden. Hier hat er sich in Gestalt eines Rosses mit langem Hals gezeigt, furchtbar blickende Augen auf der Stirne. Zu Schneeberg ist er aber als ein schwarzer Mönch in der St.-Georgen-Grube erschienen und hat einen Bergknappen ergriffen, von der Erde aufgehoben und oben in die Grube, die vorzeiten gar silberreich war, so hart niedergesetzt, daß ihm seine Glieder verletzt waren. Am Harz hat er einmal einen bösen Steiger, der die Bergleute quälte, bestraft. Denn als dieser zu Tage fuhr, stellte er sich, ihm unsichtbar, über die Grube, und als er emporkam, drückte ihm der Geist mit den Knien den Kopf zusammen.
Quelle:
Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen. Zwei Bände in einem Band. München [1965], S. 33.
Donnerstag, 19. Februar 2009 | 4269 Zugriffe
|
Maerchen/Deutschland
Mündlich aus Halle.
Ein Schneider und ein Goldschmied wanderten mit einander, und als es Abend wurde, hörten sie eine wunderliebliche Musik. Die Musik war so schön, daß sie alle Müdigkeit vergaßen und immer größere Schritte machten um zu sehen wer die Musikanten seien. Bald war es, wenn sie aufhorchten, als rauschte nur der Wind so sanft in den Linden am Wege, bald als klängen die Glockenblumen auf der Wiese, wenn sie im Winde sich neigten. Und der Schneider dachte an seine liebe Braut, die er daheim gelassen hatte, und seufzte, daß er so arm sei und die Spielleute wohl noch lange nicht zu ihrem Hochzeitstanze aufspielen würden. Wie sie nun fortgingen, tönte die Musik immer näher und näher, und zuletzt sahen sie auf einem Hügel viele kleine Gestalten, Männchen und Weibchen, die sich bei den Händen gefaßt hielten und im Kreise um einen alten Mann tanzten, gar lieblich sangen (das war die Musik) und sich immer wechselsweis vor dem Alten verneigten. Der Alte war etwas größer als die übrigen, hatte einen langen, eisgrauen Bart, der tief über die Brust hinab ging, war von majestätischem Aussehen und prachtvoll gekleidet. Der Schneider und der Goldschmied blieben verwundert stehen und konnten sich nicht satt sehen. Da winkte ihnen der Alte; die Tänzer und Tänzerinnen öffneten ihren Kreis, und der Goldschmied, der ein verwegner, kleiner bucklichter Kerl war, trat in denselben. Der Schneider blieb furchtsam zurück; doch als er sah wie die kleinen Männchen und Weibchen seinen Gefährten so lieblich begrüßten, faßte er sich ein Herz und folgte ihm in den Kreis. Nun schloß sich der Reigen wieder, und die Kleinen tanzten und sangen fort. Der Alte aber nahm ein langes, breites Messer, wetzte es, daß es hell funkelte, und nun barbierte er den beiden alle Kopfhaare und den ganzen Bart weg. Sie zitterten vor Angst, daß es nun an den Kopf gehen würde; doch klopfte ihnen der Alte freundlich auf die Schulter, als wollte er sagen, es sei hübsch von ihnen daß sie sich nicht gesträubt hätten. Darauf wies er nach einem Haufen Kohlen, der zur Seite lag, und deutete ihnen durch Gebärden an daß sie sich davon die Taschen füllen sollten. Der Goldschmied, der habgieriger Natur war, griff nach seiner Gewohnheit auch hier besser zu als der Schneider, obwohl die Kohlen keinen Werth hatten. Nun gingen die beiden den Hügel hinab ein Nachtlager zu suchen, und sie sahen sich noch oft nach den kleinen, niedlichen Tänzern um: die Musik tönte immer ferner und leiser; da schlug die Klosterglocke im Thale zwölf, und plötzlich war der Hügel leer, und Alles war verschwunden.
Unten in der Herberge deckten sich die beiden Wandersleute mit den Röcken zu, und da sie sehr müde waren, vergaßen sie die Kohlen aus den Taschen zu nehmen. Doch wachten sie früher als gewöhnlich auf, weil sie die Röcke wie Blei drückten. Sie griffen in die Taschen und wollten ihren Augen nicht trauen, als sie sahen daß sie nicht Kohlen, sondern eitles Gold darin hatten. Der Goldschmied schätzte das seine auf dreißig tausend Thaler und das des Schneiders auf fünfzehn tausend. Auch Haare und Bart hatten sie vollständig wieder. Da priesen sie den Alten auf dem Berge, und der Goldschmied sprach »Weißt du was? heute Abend gehen wir wieder hin, und da wollen wir uns die Taschen erst recht füllen.« Der Schneider aber wollte nicht so. »Ich habe genug« sagte er »und bin zufrieden: ich werde nun Meister, heirate meine Margaret, und da wollen wir fröhlich Wirthschaft führen.« Da der Goldschmied aber nicht weiter wollte und sie schon lange mit einander gewandert waren, blieb der Schneider ihm zu Liebe den Tag in der Herberge liegen. Und als es Abend wurde, hängte sich der Goldschmied noch mehrere Taschen um und ging wieder zu dem Hügel. Er hörte die Musik wie am vorigen Tage und sah die kleinen Tänzer und Tänzerinnen und den Alten in ihrer Mitte. Und der Alte winkte ihm wieder, barbierte ihn und hieß ihn von den Kohlen nehmen. Da raffte er so viel zusammen, als er fortbringen konnte, eilte in die Dorfschenke zurück, deckte sich mit dem Rocke und konnte nicht einschlafen vor Erwartung, wenn nun die Taschen, die von den Kohlen angefüllt so leicht waren, immer schwerer und schwerer werden würden. Aber es geht nicht Alles auf Erden wie die thörichten Menschen meinen: die Taschen blieben leicht. Kaum begann es zu dämmern, so ging er ans Fenster und besah alle Stücke Kohlen einzeln; doch es waren gewöhnliche Kohlen und machten ihm die Finger schwarz. Erschrocken holte er sein Gold vom vorigen Tage herbei; doch auch das glänzte nicht mehr röthlich: es war Alles wieder zu Kohle geworden. Da weckte er den Schneider um ihm sein Leid zu klagen; doch wie der ihn ansah, erschrak er, und nun erfuhr der Goldschmied erst sein ganzes Unglück. Haare und Bart waren ihm glatt abgeschoren, und sie wuchsen auch nie wieder: was aber das Schlimmste war, er hatte einen Höker auf dem Rücken gehabt, und nun hatte er einen zweiten, eben so großen vorn auf der Brust und war von nun an zu seiner Arbeit untüchtig. Da erkannte er wohl daß dies die Strafe für seine Ungenügsamkeit war und fing bitterlich zu weinen an. Der Schneider aber tröstete ihn und sprach »Da wir so lange auf der Wanderschaft gute Gesellen gewesen sind und den Schatz zusammen gefunden haben, so sollst du hinfort auch bei mir leben und mit von meinem Schatze zehren.« Und der Schneider wurde bald Meister und nahm seine Margaret zur ehlichen Hausfrau: er hat fromme Kinder und immer viel Arbeit, und den Goldschmied mit den beiden Hökern und ohne Haare pflegt er noch.
Quelle:
Emil Sommer: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen 1. Halle 1846, S. 82-86.
Quelle: http://www.zeno.org
Montag, 23. Februar 2009 | 4471 Zugriffe
|
Sagen/Deutschland
Mündlich aus Clausthal
Von den Berggeistern wußte man vor alten Zeiten noch viel zu erzählen, aber heut zu Tage kommt's immer mehr ab. So war auch einmal ein Bergmann im Schacht beschäftigt, da tritt ihm ein kleines weiß gekleidetes Männchen entgegen mit einem Licht in der Hand und winkt ihm zu folgen. Da thut er's und sie kommen endlich in einen großen Saal, in dem sitzen lauter Bergoffizianten, alle so gekleidet, wie das Männchen, und eßen und trinken. Auch dem Bergmann wird ein Becher mit Wein gereicht und als sie ihn ordentlich bewirthet haben, gibt ihm das weiße Männchen eine Goldzacke und sagt, wenn sie ihm jemand fortnehmen würde, so solle er es ihm nur sagen, dann werde er dem, der sie ihm genommen, den Hals umdrehen und ihm die Zacke schon wiederschaffen. Als er ihm das gesagt, führt er ihn wieder hinaus aus dem Berg und verschwindet. Als nun der Bergmann nach Hause kommt, da ist ihm alles so fremd, er kennt keinen derer, die ihm begegnen, und keiner kennt ihn, so daß er endlich zum Prediger geht, der muß das Kirchenbuch nachschlagen; da ergibt sich, daß er drei Menschenalter unten im Berge bei den Geistern gewesen, und ihm war's doch nur wie wenige Stunden vorgekommen. Der oberste der Bergoffizianten aber, als der von der Erzählung des Bergmanns hörte, bekam Verlangen nach der Goldzacke und ließ sie dem Manne, als er sie gutwillig nicht geben wollte, endlich mit Gewalt fortnehmen. Da ist der Bergmann wieder in den Schacht gegangen und hat's dem weißen Männchen geklagt; da ist es hingegangen, hat dem Ofizianten den Hals umgedreht und dem Bergmann seine Zacke wieder gebracht, davon ist er denn so reich geworden, daß er sein Leben lang genug gehabt.
Quelle:
Adalbert Kuhn / W. Schwartz: Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848, S. 195-197.
Sonntag, 27. September 2009 | 4696 Zugriffe
|
Sagen/Deutschland
Der Bergmönch im Harz
Zwei Bergleute arbeiteten immer gemeinschaftlich. Einmal, als sie anfuhren und vor Ort kamen, sahen sie an ihrem Geleucht, daß sie nicht genug Öl zu einer Schicht auf den Lampen hatten. »Was fangen wir da an?« sprachen sie miteinander, »geht uns das Öl aus, so daß wir im Dunkeln sollen zu Tag fahren, sind wir gewiß unglücklich, da der Schacht schon gefährlich ist. Fahren wir aber jetzt gleich aus, um von Haus Öl zu holen, so straft uns der Steiger, und das mit Lust, denn er ist uns nicht gut.« Wie sie also besorgt standen, sahen sie ganz fern in der Strecke ein Licht, das ihnen entgegenkam. Anfangs freuten sie sich, als es aber näher kam, erschraken sie gewaltig, denn ein ungeheurer, riesengroßer Mann ging, ganz gebückt, in der Strecke herauf. Er hatte eine große Kappe auf dem Kopf und war auch sonst wie ein Mönch angetan, in der Hand aber trug er ein mächtiges Grubenlicht. Als er bis zu den beiden, die in Angst da stillstanden, geschritten war, richtete er sich auf und sprach: »Fürchtet euch nicht, ich will euch kein Leids antun, vielmehr Gutes«, nahm ihr Geleucht und schüttete Öl von seiner Lampe darauf. Dann aber griff er ihr Gezäh und arbeitete ihnen in einer Stunde mehr, als sie selbst in der ganzen Woche bei allem Fleiß herausgearbeitet hätten. Nun sprach er: »Sagt's keinem Menschen je, daß ihr mich gesehen habt«, und schlug zuletzt mit der Faust links an die Seitenwand; sie tat sich auseinander, und die Bergleute erblickten eine lange Strecke, ganz von Gold und Silber schimmernd. Und weil der unerwartete Glanz ihre Augen blendete, so wendeten sie sich ab, als sie aber wieder hinschauten, war alles verschwunden. Hätten sie ihre Bilhacke (Hacke mit einem Beil) oder sonst nur einen Teil ihres Gezähs hineingeworfen, wäre die Strecke offengeblieben und ihnen viel Reichtum und Ehre zugekommen; aber so war es vorbei, wie sie die Augen davon abgewendet.
Doch blieb ihnen auf ihrem Geleucht das Öl des Berggeistes, das nicht abnahm und darum noch immer ein großer Vorteil war. Aber nach Jahren, als sie einmal am Sonnabend mit ihren guten Freunden im Wirtshaus zechten und sich lustig machten, erzählten sie die ganze Geschichte, und montags morgen, als sie anfuhren, war kein Öl mehr auf der Lampe, und sie mußten nun jedesmal wieder, wie die andern, frisch aufschütten.
Quelle:
Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen. Zwei Bände in einem Band. München [1965], S. 33-35.
Quelle: http://www.zeno.org - Zenodot Verlagsgesellschaft mbH
Samstag, 04. Oktober 2008 | 4520 Zugriffe
|
Powered by AlphaContent 4.0.11 © 2005-2019 - All rights reserved